Kommunalwahl
Im Mai 1990 sollten die ersten freien
Kommunalwahlen in der DDR stattfinden. Genaugenommen hatten wir zwar überhaupt
keine Ahnung, worum es konkret geht, aber wir waren Feuer und Flamme dafür. Mit
Unterstützung von SPD-Leuten aus Berlin wurde Infomaterial vorbereitet und
Wahlkampf gemacht. Irgendwie waren wir dann die Wahlsieger und zogen in das
Rathaus und in die Kreisverwaltung Nauen ein.
Ich war in den Kreistag gewählt worden und
Fraktionsvorsitzender der größten Fraktion geworden - da war sie wieder, die
Verantwortung. Meine erste Aufgabe bestand darin, jemand aufzutreiben, der
bereit war Landrat zu werden. Mehrere Stunden Überzeugungsarbeit an meinem
Gartentor reichten dann aus, um Burkhard Schröder zu überzeugen. Er wurde dann
auch gewählt und ist bis heute Landrat.
Gemeinsam machten wir uns damals auf die Suche,
was so ein Kreishaus alles für Überraschungen bereit hält. Uns verband, dass
wir beide keine Ahnung hatten, was auf uns zukommen würde. Ich wusste damals
nicht, wie eine Fraktion funktioniert oder welche Aufgaben ein Kreistag hat.
Wir wussten also nicht was wir tun, wir waren aber mit enormer Begeisterung
dabei.
Berufswechsel
Im Sommer 1990 war es dann aus mit dem
Volkseigenen Betrieb, in dem ich in der Forschung arbeitete. Es gab ihn zwar
noch, aber Veränderungen standen an. So musste der Umbau in eine GmbH erfolgen
und eine Neuausrichtung der Produktion und des Marketings vorbereitet werden.
Als Chef des „Jugendforscherkollektives" durfte
ich daran mitarbeiten und sah auch Chancen für mich, bei der Neuausrichtung des
Unternehmens mehr Verantwortung übernehmen zu können - die Unternehmensberater
hatten das vorgeschlagen. Die damalige Führung sah das aber anders und ich sah
mich nach einem anderen Job um.
Wie das Leben so spielt kam gerade zu dieser Zeit
der Gründer eines
Computerunternehmens in Potsdam vorbei, der
mich als Vertriebsleiter für Software haben wollte. Ein Jahr später war ich
dann Geschäftsführer dieses Unternehmens und nach einer dringend notwendigen
Umstrukturierung einige Monate später Hauptgesellschafter und Geschäftsführer
des Folgeunternehmens.
Heute denke ich manchmal mit leichtem Grausen an
diese Zeit zurück. Ähnlich wie mit der Politik hatten wir auch für das Führen
eines Unternehmens mehr Begeisterung als Kenntnisse. „Learning by doing"
war quasi der Maßstab allen Handelns. Aber obwohl ein Großteil der in dieser
Zeit gegründeten Unternehmen längst nicht mehr existieren, ist das von mir
damals gegründete und aufgebaute Unternehmen noch immer aktiv - auch wenn ich
es vor Jahren verkauft habe.
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